KunstantiquariatFriedrich Piesk

Hans Richard von Volkmann

 

Hans Richard von Volkmann (1860 -1927) stammte aus Halle und war der Sohn des berühmten Chirurgen und Dichters Richard von Volkmann, dessen Märchensammlung "Träumereien an französischen Kaminen" (unter dem Pseudonym Richard Leander 1871 erstmals erschienen) noch heute gelesen wird. Seine Kunstausbildung erhielt er an den in der Landschaftsmalerei führenden Akademien in Düsseldorf und seit 1888 in Karlsruhe, wo er sich dauerhaft niederließ und lange den Vorsitz des Karlsruher Künstlerbundes hatte.

Um 1900 genoss er nationale und internationale Anerkennung und war auf allen wichtigen Kunstausstellungen vertreten. Seine große Popularität aber verdankte er hauptsächlich seinen Druckgraphiken, die seiner großen zeichnerischen Begabung entgegenkamen. Hier waren es insbesondere seine farbigen Steindrucke, die damals als künstlerisch anspruchsvoller und dabei wenig kostspieliger Wandschmuck große Verbreitung fanden.

Schon früh kam Volkmann zum Malen nach Hessen, genauer gesagt nach Willingshausen. Zum ersten Mal 1883 von Düsseldorf aus – auf Anregung seines Studienfreundes Adolf Lins. Seitdem war er in Willingshausen ein regelmäßiger Gast, der kaum einen Sommer ausließ, mit seinen befreundeten Malerkollegen draußen im Freilicht zu malen und die landschaftlichen Reize mit Pinsel oder Stift einzufangen. Den bäuerlichen Menschen, der die Landschaft kultivierte und die damals noch zahlreichen Schäfer mit ihren Herden schilderte Volkmann stets im Einklang mit der Natur, eingebunden in den Zyklus der Jahreszeiten. Auch von den Dorfbewohnern hat er virtuose Bildnisse geschaffen. An der berühmten Tür des Willlingshäuser Malerstübchens hat er sich verewigt und in den Künstleralben zahlreiche lustige Verse und Zeichnungen beigesteuert, die über das gesellige Treiben der Malerkolonie in ihrer Blütezeit Auskunft geben.

Reisen führten ihn mehrmals nach Italien und in alle Regionen Deutschlands, wobei ihn außer der Schwalm die abgeschiedene Eifel - hier besonders das Kylltal und Gerolstein - und die Schwäbische Alb besonders anzogen. Auch im Odenwald, im Vogelsberg, im Reinhardswald um Sababurg und im Weserbergland hat er die vielfältigen Stimmungen der unterschiedlichen Landschaften, mal bei Wind und Wolken, mal in warmes Sonnenlicht getaucht, festgehalten. Zurecht hat man seinen Bildern einen lyrischen Grundton bescheinigt und Volkmann als einen in nachromantischer Tradition stehenden Maler bezeichnet.

Die verlässlichste Größe blieb für den Künstler trotz der historischen Umbrüche seiner Zeit immer die Natur, deren Wiedergabe sich jedoch nicht in einer nur sachlichen Beschreibung erschöpfen konnte. Der Generation der deutschen Freilichtmaler zugehörig, vollzog auch Volkmann zu Beginn der 90er Jahre den Schritt vom Naturalismus in den Impressionismus und übte "jene zügige Arbeitsweise vor dem Motiv, die aus dem Anspruch auf Naturverbindlichkeit erwachsen war und nun ausreifte, um kurzlebige Situationen des Sonnenlichts in fleckenhaft aufgelösten Bildern einzufangen. So entdecken wir auch in seinem Werk die Facetten der damaligen Landschaftskunst, die souverän und selbstbewusst ihre virtuosen Mittel praktizierte, an sonnendurchwirkten Dorfidyllen, flimmernden Ansichten der Landarbeit bei Mittagshitze, lichtvollen Vorfrühlingstagen oder farbig lodernden Wäldern im Herbst“.
(Bernd Küster).

 

 

Literaturempfehlung

Bernd Küster: Hans von Volkmann, Bremen 1998.