KunstantiquariatFriedrich Piesk

Franz Frank

Franz Frank, geboren 1897 in Kirchheim unter Teck, gestorben 1986 in Marburg, erhielt seine Ausbildung an der Kunstakademie Stuttgart. 1926 ließ er sich als freier Maler in Dresden nieder, wo er die Not breiter gesellschaftlicher Schichten erlebte und wo neben Vorstadt- und Industrielandschaften Bilder mit sozialer und zeitkritischer Thematik wie „Die Arbeitslosen“ und „Großstadtkind“ entstehen. 1931 wurde er als Dozent an die Pädagogische Akademie in Kassel berufen, doch wurde der Lehrbetrieb schon im darauf folgenden Jahr eingestellt. Frank übersiedelte mit seiner Frau und seinen Töchtern ins Otto Ubbelohde Haus nach Goßfelden bei Marburg, wo er in den folgenden Jahren in großer Zurückgezogenheit und wirtschaftlicher Not lebte. Nach 1933 wurde seine Weiterverwendung als Dozent abgelehnt und Frank als „entarteter Künstler“ verfemt.

Aus dem II. Weltkrieg kehrte er schwer verwundet und nach zahlreichen Lazarettaufenthalten zurück ins Lahntal nach Goßfelden. Seine Passion, die Malerei, verhalf ihm hier zu einem Neubeginn. Zunächst ist die Farbigkeit noch gedämpft, doch in den 50er Jahren – unter dem Eindruck seiner Reisen in den mediterranen Süden – steigert sich die Leuchtkraft der Farben und erreicht in den Landschaften und Stillleben einen „Kolorismus von zartester kammermusikalischer Tönung bis zu intensivster Farborchestrierung“.
(Rainer Zimmermann).

1954 bezog der Maler ein eigenes Domizil in Marburg, wo er noch mehr als drei Jahrzehnte, als Mensch und Maler gleichermaßen geschätzt, künstlerisch wirkte, bis er im hohen Alter von 88 Jahren starb.

 

„Der Ausgangspunkt meiner Kunst ist die Farbe. Farbe, zunächst die mehr oder weniger zufällige Farbe des Gegenstands, hat wenig mit Kunst zu tun. Mehr schon Farbe als Schmuckwert, wie sie im Kunstgewerbe, in Tapeten, Teppichen und dergleichen eine entscheidende Rolle spielt. Auch in der abstrakten Kunst ist dies weitgehend ihr Sinn. Wenig beachtet wird meist der Raumwert der Farbe: Sie geht vor und zurück, sie rundet die Gegenstände, tritt damit an die Stelle der allzu rationalen Linearperspektive ... Schließlich aber und sehr wesentlich ist die Farbe Ausdrucksmittel. Ich sage: eine Farbe schreit, oder: sie ist warm, ist kühl, ist traurig, ist heiter und so fort. Und so kann der Maler mit der Farbe musizieren.

Die Farbe ist das, was im Bild am unmittelbarsten spricht, sie spricht, noch ehe ich den dargestellten Gegenstand erkannt habe. Daher werde ich ein Bild nicht, wie die übliche Meinung ist, mit der Zeichnung beginnen und diese allmählich mit Farbe füllen. Sondern ich beginne mit der Farbe, suche durch sie zu sagen, was ich im Bild ausdrücken will. Erst allmählich verfestigt sich die Farbe zu Gegenständen (eben auch dank ihrer raum-und körperschaffenden Eigenschaften) und schließlich ersteht aus der Farbe das vorgegebene Thema.
Da ich als Maler ein Augenmensch bin, meine Erlebnisse aus der sichtbaren Welt kommen, so wird dies Thema ja im allgemeinen ein gegenständliches sein.“

(Aus einem Brief des Künstlers vom
18. Nov. 1965 an den Kunsthistoriker
Rainer Zimmermann)